Wie wichtig eine gesunde Ernährung ist, bekommen viele von uns schon im Kindesalter beigebracht. Da dies in Südafrika allerdings eher die Ausnahme als die Regel ist, haben wir mit unserem Herzensprojekt “Mama´s Place” einen experimentierfreudigen Workshop gestartet. Ziel war es mit den Kindern aus dem Township interaktiv und spielerisch verschiedene Food-Themen zu bearbeiten. Ein wichtiger Punkt war für uns vor allem das Thema Zucker! Mit Ratespielen, Quiz und einem kurzen Zeichentrickfilm sind die Kids sofort in das Thema eingestiegen und haben fleißig mitgemacht.
Was ist dein Lieblingsessen?
Bei unserer Einstiegsfrage an die Kinder, wurden wir sofort überrascht. Ich hatte mit Antworten wie: “Chips, Nudeln, Schokolade” gerechnet. Stattdessen kam jedoch “Karotten, Kraut, Suppe, Ananas und Äpfel” zurück. Gesunde Dinge! Dinge, die vielleicht nicht jeden Tag auf den Tisch kamen.
Hinter uns hatten wir ein kleines Sammelsurium verschiedenster Leckereien ausgebreitet. Es gab Gurken, Spinat, Pflaumen, Äpfel, Tomaten, Bananen und Zitronen. Aber auch Zuckerbomben wie Cola, Chips und Schokolade waren dabei. Die Kinder lugten neugierig hinter unsere Rücken und rissen begeistert die Hände nach oben, als wir ihnen die verschiedenen Lebensmittel zeigten.
“Was ist das und ist es gesund oder nicht? Denkt ihr da ist vielleicht Zucker drin?”, war unsere Standartfrage.
Einzig bei der Kiwi und den Fertigprodukten wie Brot, Dosengemüse und Co. wurde ein bisschen herumgerätselt, doch ansonsten kannten sich die meisten ziemlich gut aus.
Auch als wir herumfragten, warum denn Zucker schlecht sei waren die Antworten relativ konkret. “Diabetes, Zähne und Würmer”, riefen die Kinder. Nun ja, bei den Würmen waren wir uns nicht so ganz sicher, aber unsere Schützlinge schienen sich dieser Sache ziemlich sicher zu sein. Einige Dinge waren ihnen jedoch neu. Das Zucker süchtig macht, mehr Hunger erzeugt und sogar das Herz krank machen kann, versetzte viele zum Staunen. Und als wir nachgefragten, wer denn schon ein paar Zähne gezogen bekommen hatte, meldeten sich schüchtern immer mehr von ihnen.
Kochen macht Spaß
Nach all der Fragerei und großer Theorie wollten wir nun natürlich auch selbst an die Töpfe.
Unter dem Motto : “Health is Wealth” wurde geschnippelt, gerührt und gewürzt. Doch zuvor musste erst einmal eine kleine Waschanlage für schmutzige Hände gegründet werden. Wie wichtig Hände waschen sei, tröteten wir an dieser Stelle noch einige Male in die Kinderschaar, da vor allem das Herumtollen in den Townships eine Partyparade für diverse Viren und Bakterien darstellt.
Nun gut, es sollte Salat geben. Dafür hatten wir eine Reihe Zutaten angeschleppt, die relativ preiswert waren, damit sich die Townshipbewohner auch im Nachhinein gleichwertige Mahlzeiten nachkochen konnten. Käse fiel also schon mal raus. Viel zu teuer. Auch Lebensmittel wie Nüsse, Paprika und Brokkoli wurden im Vornherein gestrichen. Dafür gab es dicke Spinatköpfe, Kohl, Gurken, Karotten, Tomaten und Zwiebeln. Auch Eier, Butternutkürbis und Süßkartoffeln gibt hier sehr preiswert im Supermarkt und sollten daher zum Einsatz kommen.
Kreative Köpfe
Bei all den tollen, frischen Lebensmitteln hatten wir eine Sache jedoch nicht bedacht. Es gab weder genug Messer, noch Schüsseln oder sonstige Küchenutensilien. Also musste es kreativ werden. Die kleineren durften die dicken Spinatköpfe mit den Händen zerrupfen und in Tüten stopfen, während die Älteren nach den wenigen Schneidemesser griffen um Karotten und Zwiebeln zu zerkleinern. Mit Naturjoghurt, gerupften Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Zitronensaft wurde an einem Tisch das Dressing gezaubert, während die anderen Tische wild auf das Gemüse einhackten. Parallel blubberten in zwei eisernen Töpfen Eier, Kürbis und Süßkartoffeln vor sich hin. Die letzte Gruppe kreierte unterdessen leckere, gesunde Getränke, indem sie Ingwer, Zitrone und Gurken in mehrere Wasserkanister beförderten.
Der Kampf um die Möhren
Wie bei allen Naschkatzen auf der Welt, landete auch hier auch mehr im eigenen Mund, als in den provisorischen Töpfen. Vor allem die Karotten schienen einen regelrechten Hype zu erzeugen und immer mehr Kinder mümmelten genüsslich an ihren Möhren. Es entstanden regelrechte Möhren-Rangeleien und in wenigen Stunden verschwanden sage und schreibe 6 Kilo Karotten.
Als es dann endlich soweit war, die Salatschüsseln vor buntem Gemüse nur so leuchteten und zusätzlich mit gekochten Eiern, Kürbis, Süßkartoffeln und Yoghurtdip bespickt waren, rannten die Kinder in Scharen zu ihren Häusern um Schalen, Plastikdosen oder anderweitige Behälter als Tellerersatz heranzuschaffen.
Dinnertime
Dann ging es los. In wilder Gier streckten uns die fleißigen Köche ihre Schalen den Töpfen entgegen, um ihre eigenen Kreationen zu testen. Wir kamen kaum noch hinterher, da plötzlich immer mehr Kinder durch die schmale Tür huschten, um auch etwas von der Mahlzeit ab zubekommen. Es wurde ganz schön eng, doch mit ein paar extra Kartoffeln musste letztlich keiner leer ausgehen.
Die Reaktionen vielen recht unterschiedlich aus. Während die meisten genüsslich an dem neuen, grünen Zeug auf ihrem Teller herumkauten, beugte manch Anderer das Ganze etwas kritisch und war sich wohl noch nicht ganz sicher ob es denn nun schmeckte oder nicht.
Nwabisa, die Leiterin von Mamas Place
Nwabisa, Suppenküchenmama
“Das ist für viele Kinder hier das erste Mal, dass sie Salat essen”
Tatsächlich waren die meisten Kinder vorher noch nie mit Salat in Berührung gekommen und mussten sich daher erst einmal an diese neue Mahlzeit gewöhnen, erklärte uns Nwabisa, die Suppenküchenmama.
Das besondere Highlight für alle Kinder, waren schließlich die selbstgemachten Getränke. Bis auf den letzten Tropfen wurde das Zitronen-Ingewer-Gurken Wasser ausgetrunken und der Gedanke an süße Säfte oder Cola kam gar nicht erst auf.
Nicht nur für uns, sondern auch für Nwabisa und die anderen Helfer war der Tag schlussendlich ein voller Erfolg. Damit dieses Erlebnis nicht zur klassischen Eintagsfliege verpufft, soll es nun regelmäßig ein “Green Salad Day” in der Soupkitchen geben. Auf diese Weise haben die Kinder auch weiterhin die Chance ein Gespür für eine gesündere Lebensweise zu entwickeln.