Health is Wealth

Eine haushohe Reklametafel mit einer leuchtend roten Colaflasche bedruckt thront neben einem Schulgebäude, an Straßenrändern stapeln sich die Werbeanzeigen für Softdrinks, Snacks und Fastfood und in den Supermärkten muss zuerst ein enger Süßigkeitentunnel durchquert werden, bevor die Kasse erreicht werden kann.

Gerade für ungesunde und zuckrige Lebensmittel scheint die Werbeindustrie hier in Südafrika ein besonders großes Faible zu haben. Weizenreiche Kost und fettiges Fast-Food gehören hier zwar schon zu den absoluten Top 10 der Lieblingslebensmitteln, doch einen bestimmten Kandidaten können sie einfach nicht vom Thron kicken. ZUCKER!

Die unangefochtende Nummer 1! Überall ist er zu finden.
Ganz nach der Devise: “Hm schmeckt noch nicht perfekt, Zucker macht´s komplett!” Tatsächlich erfordert ein Supermarktbesuch, bei dem man sich auf die Suche nach zuckerfreien Lebensmitteln macht eine deartige Dedektivarbeit, dass man sich lieber genügend Zeit einplanen sollte. Dosengemüse, rote Beete, Yoghurt, Kaffeepulver, Frühstücksflocken, ja sogar in Babbybreigläsern tummelt sich der weiße Stoff und sorgt still und leise für einen übergreifenden Suchtfaktor.

Die süße Lüge
Ja, Zucker macht süchtig. Er schüttet Botenstoffe aus, die uns glücklich machen und in eine regelrechte Abhängigkeit treiben. Wer schon mal einen kalten Zuckerentzug durchlebt hat, weiß wie sehr sich die Laune in dieser Zeit verschlechtert. Der Körper sträubt sich vehement gegen diesen Verzicht, bevor er nach einigen Wochen wieder richtig aufblüht und das zuckerfreie Leben feiert.
Während die meisten von uns jedoch bereits in der Schule oder durch die eigenen Bio-Eltern über die negativen, gesundheitlichen Auswirkungen des Zuckerkonsums aufgeklärt worden sind, haben viele erwachsene Südafrikaner noch nie etwas davon gehört.
Zucker soll schlecht sein? Und das obwohl auf jedem zweiten Müsliriegel etwas von “Vitamine und gesund” steht? Tatsächlich ist vor allem in der ärmeren Bevölkerung die Werbung, die sie sehen, die einzige Informationsquelle die sie haben. Viele Bewohner der Townships sind selbst nie zur Schule gegangen oder haben sich je Gedanken um den süßen Stoff gemacht.

Auch die Tatsache, dass viele Kleinkinder kaputte Milchzähne haben und kaum ein Erwachsener Mitte 20 noch alle seine Zähne besitzt, wurde nie auf die Ernährung zurückgeführt. Erklärungen werden sich mit einem Schulterzucken zusammengebastelt:

“Ach, mein 2-jähriger hat vorne keine Zähne mehr. Die mussten ihm gezogen werden, weil sie alle verfault waren. Aber bei mir war das als Kind genauso. Vermutlich haben wir da einfach schlechte Gene.”

-Südafrikanischer Vater

Gleichzeitig verschlingt der 2-jährige Junge einen Jumbo-Karamel-Sahne Milchshake, den Papa liebend gern bestellt. Auf die Frage, ob es nicht an den unmengen von Süsißkeiten liegen könnte, wird ungläubig geguckt. Und als wir auch noch den Lieblingsfreund “Zucker” als böses, zähnefressendes Teufelchen enttarnen, fällt er aus allen Wolken? “Das habe ich nicht gewusst und bisher noch nie gehört.”, lautet die Antwort.

Trugbilder aus dem Westen
Niemand möchte seinen Kindern bewusst etwas geben, was sie krank machen könnte. Weder arm noch reich, weder gebildet oder nicht. Doch was, wenn man einfach nichts über gesunde und ungesunde Lebensmittel weiß, weil man es nie gelernt hat?
Und hier kommen die Touristen ins Spiel! Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass man Kindern immer eine kleine Freude mit einem Schokoriegel macht und vor allem dann, wenn man durch ein armes Viertel irgendwo in Südafrika spaziert. Da würden die Kleinen doch sicherlich nie an etwas so leckeres kommen. Man selbst möchte ja nur etwas gutes tun und über etwas Süßes freut sich doch jeder. Zuhause ist es schließlich nicht anders…. STOP!
Zuhause ist es deshalb etwas Besonderes, weil die meisten Kinder im Westen von ihren Eltern wie ein grüner Setzling gehegt und gepflegt werden. Statt Fertigpizza und Dosenmais kommt eher Biogemüse, die unbehandelte Sojamilch oder die glutenfreien Haferflocken auf den Tisch. Ein Stückchen Schokolade ist also eine bewusste Entscheidung für ein bisschen Genuss.
In den südafrikanischen Townships ist es allerdings häufig genau anders herum. Die Kinder bekommen beinahe nur süßes Zuckeressen, weil Zucker einfach in ALLEM integriert ist. Schokolade und Co. sind günstig im Supermarkt zu erwerben und frei nach dem Motto: Was schmeckt, wird schon auch gut für uns und die Kinder sein”, funktioniert hier die Ernährung.

A apple a day, keeps the doctor away– und sorgt für ein strahlendes, gesundes Kinderlächeln

Wissen ist Macht
Wer also wirklich bewusst etwas gutes tun möchte, lässt seine Schokoriegel lieber zuhause und bringt den Kindern ein paar Äpfel, Pfirsiche oder Birnen mit. Auch eine Tüte mit gesunden, frischen Lebensmitteln wie Salat oder Gemüse ist eine weitaus größere Bereicherung als dem vorbeilaufenden Bettelkind ein paar Scheine in die Hand zu drücken. Beinahe noch wichtiger ist jedoch Aufklärung. Sprecht über dieses Thema und teilt eure eigenen Erfahrungen und euer Wissen. Die meisten Südafrikaner hören interessiert zu und machen sich ernsthaft Gedanken darüber. Vor allem die Kinder wollen lernen und sind extrem neugierig. In dem Township Projekt Mamas Place, welches Teil unseres Dokumentarfilms African Flower ist, werden daher immer wieder Workshops für die Kinder und die Erwachsenen durchgeführt. Hier wird besonders gern die Hilfe von externen Freiwilligen gesehen, die durch eigene Kenntnisse und Wissen in irgendeinem Feld etwas beitragen können. Jeder ist Willkommen.
Wir konnten hier zum Beispiel mit einem spielerischen Ernährungsworkshop zum Thema Zucker und anschließendem gemeinsamen Kochen etwas von unserer persönlichen Salatliebe und unserem Rohkostwissen weitergeben.


Was sind eure Ideen und Meinungen zu diesem Thema?

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