Poverty Porn or Powerful Possibilities?

Ein kleines dunkles Mädchen mit schmutzigen Füßen klammert sich mit großen traurigen Augen an die Hand eines “weißen” Touristen. Ehrfürchtig überreicht der Fremde dem Kind eine Schüssel mit pampigen Brei und zückt im selben Atemzug sein I-Phone , um diesen heroischen Moment für seine Instagram Follower festzuhalten. Das Kind noch ein bisschen ins rechte Licht rücken, die eigene Frisur zurechtzupfen und den betroffenen Gesichtsausdruck aufsetzten. Klick, Klick, Klick. Fertig.

Schließlich muss ja  jeder Einzelne darüber informiert werden, wie aufopferungsvoll man gerade im Einsatz für die kleinen armen Kinder ist. Zuhause warten dann die Lobesreden und Respektbekundungen, die das eigene Ego doch so gerne hat. 

Szenen und Bilder wie diese lösen nicht zu Unrecht immer wieder große Diskussionswellen über Tourismus in ärmeren Ländern aus. Vor allem große Tourenanbieter die kommerzielle Ausflüge in Slums und Townships, also die ärmsten Regionen des Landes anbieten, stehen stark in der Kritik. Die extreme Armut wird für zahlreiche Touristen zum beliebten Fotomotiv und bestätigt in ihren Augen das perfekte Bild des armen Entwicklungslandes wieder. 

Sich an der Armut von anderen zu erlaben und diese dabei gekonnt in Szene setzen: Das ist es was “Poverty Porn” im Großen und Ganzen beschreibt. Das gemeine, schlechte Gewissen, welches ganz leicht an einem nagt wird dabei einfach mit Süßigkeiten oder ein paar Münzen für die Kinder ausgemerzt, die man vor Ort verteilt.

Aber muss es so sein? 

Gerade die Townships in Afrika haben einen recht brenzligen Ruf, dem vor allem Kriminalität, Armut und Unsicherheit zugeschrieben wird.

“Es ist gefährlich. Geh dort nicht hin, du wirst sofort ausgeraubt. Da sind nur bettelnde, wilde Kinder oder herumlungernde Bettler.” Sätze wie diese prägen sich in unsere Erwartungshaltung ein und formen ein Bild, dass sich mittlerweile zu einem tragenden Identitätsmerkmal für das ganze Land entwickelt hat. Dieses Bild wird durch die besagten Tagestouristen stetig aufrecht erhalten, die mit ihren Fotos eben genau die Szenen zeigen, die man eben erwartet vorzufinden. Eine kleiner, böser Teufelskreis unter dem vor allem die Bewohner der Townships leiden. 

Auch diejenigen, die im Grunde “nur helfen wollen” richten dabei oft mehr Schaden als Nutzen an. Szenen von besagten Suppenküchen, die nur durch die Hilfe eines missionierenden “Weißen” funktionieren, transportieren ein ebenso falsches Bild nach außen, wie der herumlungernde Alkoholiker zwischen zerfallenen Wellblechhütten. 

“Wir freuen uns über Besuch und auch die Touristen sind hier willkommen aber wir wollen nicht so dargestellt werden, als könnten wir uns nicht selbst um unsere Kinder kümmern!”

Die Kinder lernen in Mama’s place mehr über Kunst und kriegen Hilfe bei den Hausaufgaben.

Die Kinder hier gehen genauso zur Schule wie alle anderen, sie spielen Ball und lieben es zu malen und zu tanzen. Sie haben Lieblingsfächer in der Schule und wollen später Polizist, Anwalt oder Tierarzt werden. Die Erwachsenen hingegen machen sich Gedanken, planen Gruppen und Organisationen, um Probleme zu mindern. Müll, Kindeswohl, Wohnsituation und kulturelles Angebot liegt hier vielen Bewohnern am Herzen. Hier leben Künstler, Poeten, Lehrer, Kreativisten und Visionäre, die gelernt haben aus jeder noch so schlechten Situation das Beste herauszuholen. Es sind Kämpfer und Macher, die für sich und ihre Kinder eine bessere Lebensgrundlage in den Townships erschaffen wollen. 

Holzarbeiten made in Motherwell

So findet man in den Townships beispielsweise Holzwerkstätten in denen von Ulundi Handwerkskunst erschaffen wird. Mzi veranstaltet Poetry Slam Sessions und Filmabende und führt mit Spido und den Townshipkids Aufräumaktionen zur Minderung der Müllberge durch. In Sakumzis Galerie kann man farbenprächtige Bilder erwerben und  bei Mamas Place können die umliegenden Kinder jeden Tag tanzen, malen und Träume entwickeln. All dies wird von den Bewohnern selbst organisiert und voran getrieben.

In Mama’s place können die Kinder an verschiedene Workshops teilnehmen und erhalten täglich eine warme Mahlzeit.

Hier will man kein Mitleid von Touristen und schon gar keine fotografischen Relikte, die den  Eindruck von machtloser Bedürftigkeit vermitteln. Man möchte ihre Unterstützung im kreativen Denken und im Vorantreiben ihrer Projekte. Vieles steckst natürlich noch in den Kinderschuhen, da es einfach an Ressourcen, Möglichkeiten und Know How mangelt aber der Wille da. Und genau hier kann der Tourismus wahre Wunder bewirken, wenn er richtig eingesetzt wird.

Führungen durchs Township sind keineswegs grundsetzlich negativ. Sie sollten einfach nur bewusster und neugieriger hinterfragt werden. Die Menschen, egal ob Kind oder Erwachsene posieren gern für Fotos mit Fremden, sie freuen sich über Besuch und lieben es ihre Geschichten zu erzählen. Was ihnen am Herzen liegt ist eine Begegnung auf Augenhöhe und keine ängstlichen Schnappschüsse aus dem Inneren eines Wagens.

Wer wirklich etwas bewirken möchte, kann zum Beispiel die selbst gemachten Kunstwerke kaufen anstatt jedem Bettler ein paar Münzen in die Hand zu drücken. Dadurch wird die Botschaft vermittelt, dass ehrliche Arbeit entlohnt wird. Stichwort: Hilfe zur Selbsthilfe!

Almosen hingegen stärken nur wieder das Bild des reichen Weißen Mannes, der sicherlich ein bisschen Geld abdrücken kann. Auf diese Weise werden Bettler und Diebe herangezogen, die den Sinn von ehrlicher Arbeit nie kennen gelernt haben.

Alternativ sind Lebensmittelspenden gern gesehen. Und bitte keine Süßigkeiten oder Zuckershakes. Davon haben die Kinder hier mehr als genug. Gesunde und frische Lebensmittel hingegen stehen aufgrund der hohen Preise für die wenigsten auf der täglichen Speisekarte. Tatsächlich leiden viele Menschen hier aufgrund der einseitigen Fehlernährung eher an Übergewicht. Die allgemeine Unwissenheit gegenüber Zuckerkonsum und fettigem Fast Food ziehen häufig viele gesundheitliche Probleme mit sich. Also besser ein paar Äpfel in der Tasche haben, als eine Packung Schokoriegel!

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Auch Freiwillige können sich miteinbringen. Mit den Kindern tanzen, malen und singen. Sie auf Ausflüge an den Strand begleiten oder einfach nur mit ihnen lesen. Eigene Talente sind auch immer gern gesehen. Auch Projektentwickler, Marketing-Profis oder kreative Köpfe, die Ideen für den Ausbau von Projekten haben treffen meist auf ein offenes Ohr. Wichtig ist eine Arbeit Seite an Seite, bei der jeder beteiligte voneinander lernen kann.

Trotz all dieser optimistischen Worte, lassen sich natürlich nicht die ganzen bestehenden Probleme in den Townships leugnen.

Natürlich gibt es hier vermehrte Kriminalität und man sollte vielleicht nicht unbedingt abends allein mit offener Handtasche durch die Straßen flanieren. Sich deshalb jedoch heimlich hindurchzumogeln und bewusst nur die schlechten und traurigen Seiten der Townships einzusammeln, ist letztlich jedoch Selbstbetrug. 

2 Replies to “Poverty Porn or Powerful Possibilities?”

  1. Long time supporter, and thought I’d drop a comment.

    Your organization’s wordpress site is very sleek – hope you don’t mind me
    asking what theme you’re using? (and don’t mind if I steal it?
    :P)

    I just launched my small businesses site –also built in wordpress like yours– but the theme slows (!) the
    site down quite a bit.

    In case you have a minute, you can find it by searching for “royal cbd” on Google (would appreciate any feedback)
    – it’s still in the works.

    Keep up the good work– and hope you all take care of yourself during the
    coronavirus scare!

    ~Justin

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